Mentaltraining für 
behördliche Einsatzkräfte

In der heutigen Zeit spielt das Thema Mentaltraining im sportlichen Spitzenbereich eine immer größere Rolle. Ob im Fußball, Tennis oder American Football auf höchstem Niveau oder in den verschiedensten olympischen Disziplinen arbeiten Sportler mit Mentaltrainern, um auch unter Druck die höchstmögliche Leistung abrufen zu können.

Genau wie Leistungssportler, müssen auch behördliche Einsatzkräfte unter Stress und in fordernden Einsatzsituationen ihre bestmögliche Leistung abrufen.  Die notwendigen Führungs- und Einsatzmittel zur Bewältigung dieser Situation sind im Regelfall vorhanden, die regelmäßige Fortbildung in der Handhabung wird durch die AuF-Bereiche der Dienststellen gewährleistet, auch wenn der reale Stundensatz auf Grund des Personalansatzes und der verfügbaren Trainingsstätten oftmals im suboptimalen Bereich liegt. 

Ein Aspekt, der abgesehen vom Bereich der spezialisierten Kräfte, im Fortbildungsbereich vernachlässigt wird, ist eben dieses Mentaltraining.

Hierbei geht es nicht darum, die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern oder Fähigkeiten im Umgang mit Einsatzmitteln zu verbessern, sondern diese bereits vorhandenen Fähigkeiten auch unter Hochstress abrufbar zu machen und so ein taktisch sinnvolles und rechtlich einwandfreies Handeln unter erschwerten Bedingungen möglich zu machen.

Auch zur Vorbereitung auf Prüfungssituationen ist Mentaltraining ein wirkungsvolles Instrument im Bereich der Stressreduzierung, sei es im Vorfeld eines Auswahlverfahrens oder bestimmten Prüfungen vor der Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit.

Im Speziellen zielt das Mentaltraining auf die Bereiche der Motivationsteigerung, der Konzentration (Fokussteuerungskompetenz), der Emotionsregulierung und der Regeneration ab.

Zunächst wird ein Ziel festgelegt, welches durch den Kollegen möglichst konkret, in einer positiven Weise benannt wird. Ziele wie “Ich will besser schießen können” sind unvorteilhaft, Formulierungen wie “Ich will im April nächsten Jahres meine Kontrollübung mit dem Wert … bestehen” sind hier geeigneter, da diese messbar und mit einem festen Endpunkt verknüpft sind. Des Weiteren ist hier auch der Einbau von motivierenden Zwischenzielen möglich, die je nach Verlauf des Trainings angepasst und verändert werden können. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt neben der konkreten Benennung des Zieles und der Messbarkeit ist die Anerkennung durch den Kollegen. Das Ziel sollte also nicht durch den Vorgesetzten vorgegeben werden und ein sogenanntes “Muss-Ziel”darstellen, sondern etwas, das der Kollege aus eigenem Antrieb erreichen will und einen persönlichen Anreiz darstellt. 

Ein wichtiger Bestandteil im weiteren Verlauf bilden Entspannungstechniken, da der Körper im entspannten Zustand empfänglicher für die weiteren Mentaltechniken ist.

Je nach Charakter des Kollegen haben sich hier bekannte Methoden wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Atemregulierungstechniken bewährt.

 

Im Bereich der Motivationssteigerung werden die einzelnen Aspekte des Überbegriffes “Motivation” beleuchtet, der sich wie folgt aufschlüsselt:

 

  • Motive: Grund für ein bestimmtes Handeln, z.B. Hunger, Durst, Leistungswille

 

  • Anreiz: Ziel, welches das oben genannte Handeln auslöst

 

  • Emotion: Einstufung des Zieles als lohnenswert oder geringwertig

 

  • Erwartung: Ziel leicht erreichbar, schwer oder gar nicht

 

Die Fokussteuerungskompetenz im Bereich des Konzentrationstraining behandelt die Fähigkeit seine Konzentration im richtigen Moment auf den korrekten Faktor zu legen.

Speziell im polizeilichen Bereich ist hier der Wechsel vom Bereich der Aufmerksamkeit zur Konzentration entscheidend. Während man sich ohne besonderen Anlass auf Streife im Bereich der Aufmerksamkeit bewegt und möglichst viele Informationen aus seinem Umfeld aufzunehmen versucht, ändert sich unsere Wahrnehmung bei einem auftretenden Einsatzanlass in den Bereich der Konzentration, in dem der Fokus vom allgemeinen Umfeld auf die spezifische Situation gelenkt wird.

Gerade im Bezug auf die Umgebungskontrolle ist es hier essentiell seinen Fokus optimal steuern zu können, um mögliche weitere Gefährdungspunkte auch in einer aktuellen Einsatzsituation erkennen zu können.

 

Im Bereich der Emotionsregulierung wird neben den Aspekten Stress und Druck auch der Umgang mit eigenen Emotionen im Umgang mit dem Gegenüber behandelt.

Behördliche Einsatzkräfte treffen häufig auf Menschen, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden und unter dem Eindruck von Geschehnissen stehen, die für sie nicht alltäglich sind. Eine professionelle “kognitive Empathie”, welche dem Betroffenen Verständnis für seine Situation und seine Gefühlssituation (nicht verwechseln mit dem fatalen Satz “Ich weiß, wie sie sich fühlen…”) vermittelt, ihm aber gleichzeitig das Gefühl einer professionellen Betreuung und Bearbeitung des Stressauslösers gibt, wäre hier der optimale Weg. 

Ein weiterer Punkt der Emotionsregulierung ist der Umgang mit Druck und Stress in Prüfungssituationen, vor Auswahlverfahren oder ähnlichen Situationen, in denen Möglichkeiten zur Stressreduktion und dem Bewusstsein für die eigenen Ressourcen (Selbstwirksamkeit) erarbeitet werden.

 

Speziell im Bereich der behördlichen Einsatzkräfte arbeiten wir in einem Umfeld, welches oftmals im besonderen Fokus der Medien und der Öffentlichkeit steht, in dem wir mit hohen Erwartungshaltungen konfrontiert werden und jegliches Handeln in den sozialen Medien durch Millionen von selbsternannten Stammtisch-Juristen abgeurteilt wird.

Dazu gesellt sich noch die besondere Verantwortung, gegenüber Opfern, gegenüber den Kollegen, die an unserer Seite stehen und sich auf unser Handeln verlassen und gegenüber unseren Familien, die sich darauf verlassen, dass wir alles tun um wieder gesund nach Hause zu kommen.

Man kann also durchaus sagen, dass wir regelmäßig in einem stressbelasteten Umfeld unsere bestmögliche Leistung abrufen müssen um dem besonderen Vertrauen, welches man in uns setzt, gerecht zu werden.

Neben der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie rechtlichem und taktischem Fachwissen, ist hier auch der Bereich des Trainings der mentalen Handlungsfähigkeit ein wichtiger Aspekt, denn was nutzt die beste Fortbildung, wenn ich nicht in der Lage bin, diese auch unter Stress und Druck optimal abzurufen…

“Es gibt kein besseres Gefühl, als zu wissen das dein Partner bereit und in der Lage ist, dir im Ernstfall das Leben zu retten. Haben deine Kollegen auch bei dir dieses Gefühl?” 

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